„Was für eine tolle Veranstaltung. Wir brauchen das GUT DRAUF-Virus! Denn es geht hier und heute auch darum, einem Programm eine Chance zu geben, weiter wirken zu können“, resümiert Jürgen Meyer.
Auf der GUT DRAUF-Jubiläumsparty wurde gefeiert, aber auch besorgt auf die aktuelle Lage der Kinder und Jugendlichen nach der Pandemie geschaut.
Zudem soll die Aktion GUT DRAUF,
die vor 30 Jahren von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung initiiert worden ist und vom Verein transfer e. V. als Projektträger übernommen wurde, ab 2024 nicht mehr von Bundesebene aus gefördert werden. Die Jubiläumsfeier diente auch als Appell, um auf die finanzielle Situation aufmerksam zu machen.
Einhundert geladene Gäste
aus Praxis, Wissenschaft, Kommune und Politik kamen zusammen und wurden von Oliver Schmitz (Geschäftsführer transfer e. V.) und Dagmar Niederlein (Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln) begrüßt, um das 30-jährige Bestehen des erfolgreichen Gesundheitsförderungsprogramms zu feiern und um über die aktuelle, gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu debattieren. Als Moderator konnte Poetry Slammer und Autor Rainer Holl gewonnen werden, der mit viel Witz und sympathischem Charme die Gäste begeisterte.
In einer spannenden Podiumsdiskussion
zum Thema „Gesundheitliche Folgen der Pandemie für Kinder & Jugendliche“ diskutierten Jürgen Meyer (GUT DRAUF-Tanke), Eileen Woestmann (Bündnis 90/Die Grünen), Silvia Gosewinkel (SPD), Jens Kamieth (CDU/CSU), Marcel Hafke (FDP), Christoph Gilles (LVR- Landesjugendamt Rheinland) und Andrea Köper (Jugendamt Köln) über den IST- und SOLL-Zustand in Deutschland.
Dabei wurde verdeutlicht, dass Kinder & Jugendliche mehr denn je die Unterstützung ihrer Sozialisierungsfelder brauchen. „Auf den ersten Blick ist alles normal, aber die Lebensparameter von Kindern und Jugendlichen haben sich seit der Pandemie vorschoben“, sagt Jürgen Meyer, Sozialarbeiter des Projektes GUT DRAUF-Tanke der Diakonie An Sieg und Rhein (Video auf YouTube). Mit der Tanke steht er seit vielen Jahren regelmäßig mitten in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Eitorf. Er beobachtet und erlebt täglich die pandemiebedingten Folgen für junge Menschen und stellt fest: „Das Grundvertrauen in das Leben und in verlässliche Strukturen ist bei vielen Kindern und Jugendlichen erschüttert. Dies drückt sich unter anderem durch eine Schüchternheit, eine Vereinzelung aus.“
Andrea Köper vom Jugendamt Köln betonte die Wichtigkeit von GUT DRAUF als Präventionsbaustein auf kommunaler Ebene und schaut besorgt auf die Einstellung der Finanzierung ab 2024. Silvia Gosewinkel von der SPD kritisierte zudem allgemein die Kürzungen zur Unterstützung von Kindern auf Bundes- und Landesebene. „Es kann nicht sein, dass wir bereits bestehende und nachhaltige Projekte wie GUT DRAUF nicht mehr weiter fördern und die vorhandenen Netzwerke und Strukturen nicht weiter nutzen.“
Nach einer kurzen Pause begeisterte Moderator Rainer Holl mit einem Poetry Slam zum Thema Gesundheit, Zusammenhalt und Gesellschaft (Video auf YouTube).
Anschließend fanden drei spannende Impulsvorträge statt.
Jan Josupeit (Hochschule für Gesundheit Bochum) referierte über die wissenschaftliche Einordnung von GUT DRAUF und legte mit Zahlen und Fakten die nachhaltige Wirkung dar (Video auf YouTube). Dafür wurden zahlreiche Fachkräfte von zertifizierten GUT DRAUF-Einrichtungen befragt. Kinder und Jugendliche würden die Angebote von GUT DRAUF sehr gut annehmen, offener für Problemgespräche sein und eine Sensibilisierung für problematische Verhaltensweisen wie z. B. Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel entwickeln.
Viola Steiner-Lechner (Amt für Soziales und Jugend Düsseldorf) und Karsten Heusinger (Gesundheitsamt Rhein-Sieg-Kreis) verdeutlichten in ihren Vorträgen, wie GUT DRAUF als Grundbaustein der Gesundheitsförderung in Kommunen funktionieren kann. „GUT DRAUF ist inzwischen ein fester Bestandteil der Düsseldorfer Jugendhilfe und in der Umsetzung kommunaler Präventionsketten verankert. Die Aktion hat richtig viel verändert, das Thema Gesundheitsförderung hat nochmal ein ganz anderes Gewicht bekommen“, so Steiner-Lechner. Sie erwähnte zudem, dass GUT DRAUF im aktuell laufenden Kinder- und Jugendförderplan 2021 bis 2025 der Stadt Düsseldorf in die Regelfinanzierung mit aufgenommen wurde.
„Ich finde es unheimlich bedauerlich, dass GUT DRAUF auf der Bundesebene vom Präventionsgesetz völlig ignoriert worden ist“, kritisiert Karsten Heusinger. Die Aktion sei im Rhein-Sieg-Kreis vor 20 Jahren eingeführt worden und dient als Mutterprojekt vieler weiterer Ideen, die zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen beigetragen haben. „GUT DRAUF gehört weiterhin in die Gesundheits- und in die Jugendhilfe.“ (Video auf YouTube)
Einen Einblick in den Alltag
einer zertifizierten GUT DRAUF-Einrichtung gab schließlich gab Louisa Beckmann (Bürgerzentrum Quäker Nachbarschaftsheim) gemeinsam mit vier Kindern. Die 17-jährige Julia betonte, wie cool sie das Bewegungsangebot findet und wie sehr das Tanzen und Boxen zu ihrer Gesundheit beiträgt. Der 15-jährige Theo erzählte von den Koch-AGs und Entspannungsräumen, die er regelmäßig besucht. Hier könne man sich auch einfach mal zurückziehen und lesen. Beim Kochen habe er schon viel über gesunde Ernährung gelernt.
Nach dem Anschnitt der Jubiläumstorte
konnten alle teilnehmenden Gäste das Grundgerüst von GUT DRAUF kennenlernen, bevor mit DJ und Buffet die Party begann. Zu den Themen Ernährung, Bewegung und Stressregulation boten GUT DRAUF-Trainer:innen interaktive Erlebnisstände an, die zum Ausprobieren einluden.
Das gesamte transfer-Team
bedankt sich von Herzen bei allen, die mit uns diesen wundervollen Tag verbracht haben und GUT DRAUF haben hochleben lassen. Wir sind guter Hoffnung, dass GUT DRAUF weiter existieren darf, um vielen Kindern und Jugendlichen ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Unsere Gespräche mit neuen, potentiellen Fördergeldgebern laufen fast rund um die Uhr und wir drücken uns selbst die Daumen. Wir wissen, dass Ihr alle mitdrückt! Vielen Dank!
Text: transfer e. V., Fotos: Constantin Ehrchen, transfer e. V.